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AutorenbildVegallina

Mit Kleidern der Welt helfen?

Aktualisiert: 12. Feb. 2021

"Show who you are" liest man derzeit manchmal auf den Tüten eines bestimmten Kleidergeschäfts. Mit unserer Kleidung möchten wahrscheinlich viele von uns ausdrücken, wer wir sind, wie wir sind, wie wir sein möchten, oder wie wir uns fühlen. Woran wir dabei vielleicht oft nicht denken: mit seiner Kleiderwahl sagt man nicht nur etwas aus, sondern man handelt bereits. Wir kaufen uns z.B. ein Kleid mit Blumen drauf. Damit entscheiden wir uns vielleicht dafür zu zeigen, dass wir die Natur mögen. Aber wir entscheiden noch mehr: Wir entscheiden, ob wir Geld in eine Produktion investieren, die wirklich die Natur schützt. Mit unseren Kleidern bewirken wir etwas in der Welt und bei anderen, nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch damit, wo wir sie kaufen und wie wir sie pflegen. "Show who you are" – Vielleicht sind wir jemand, dem Gerechtigkeit und Mitgefühl wichtig sind. Jemand, der Menschen in anderen Ländern bessere Lebensumstände ermöglichen will. Jemand, der Tiere schützen möchte. Jemand, dem die Umwelt nicht egal ist.




Die Menschen

Die meiste Kleidung, die in Deutschland gekauft wird, wird in Asien hergestellt, hauptsächlich in China und Bangladesch. Die Menschen dort arbeiten oft unter schlechten Bedingungen: Im April 2013 stürzte in Bangladesch zum Beispiel die Textilfabrik Rana Plaza ein, wobei mehr als 1000 Menschen starben. Zu solchen Unfällen kommt es öfter, weil am Bau der Gebäude gespart wird. Auch verdienen die Arbeiter*innen sehr wenig Geld und machen deshalb oft Überstunden – arbeiten bis zu 16 Stunden am Tag, teilweise an allen sieben Tagen der Woche – um Miete, Essen und den Schulbesuch der Kinder zu bezahlen. Zudem ist die Arbeit teilweise gesundheitsgefährdent: Tausende Feldarbeiter*innen erkranken etwa jährlich, weil im Baumwollanbau Pestizide genutzt werden. Arbeiter*innen, die per Sandstrahltechnik Jeanshosen einen "used look" verpassen müssen, tragen ein erhöhtes Risiko, an einer Staublunge zu erkranken. (1) Teilweise gibt es auch Kinderarbeit in der Textilbranche. (2)


Helfen


Fair-Trade-Shirt

Bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung schaffen Fair Trade-Unternehmen. In dieser von mir erstellten Liste findet ihr einige Adressen für fair und nachhaltig produzierte Kleider und Schuhe und seht auch ihre jeweiligen Zertifikate. Sicher enthält sie nicht alle Unternehmen, die fair produzieren, sondern nur einige Beispiele! Auf dieser Seite findet ihr weitere Informationen über Fair Trade-Siegel, online- und offline-Shops und vieles mehr: http://www.fairtradekleidung.org/


Die Tiere

Viele Kleider bestehen aus pflanzlichen oder synthetischen Materialien, manche aber auch aus z.B. den Haaren oder der Haut von Tieren. Leider unterstützt man auch mit dem Kauf von z.B. Pelz, Wolle oder Leder oft einen ausbeuterischen Umgang mit Tieren.

Veganer Schuh ohne Leder

Leder: Weltweit werden pro Jahr die Häute von über 1,4 Milliarden Rindern, Ziegen und Schafen zu Leder verarbeitet. (3) Leider ist dieses nicht nur ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, sondern viele Tiere weltweit werden nur im Auftrag der Lederindustrie geschlachtet. (4) Auch, wenn die Tiere eigentlich für Fleisch oder Milch gehalten wurden, ist der Verkauf von Leder profitabel, sodass man mit dem Kauf von Leder auch zu einem beträchtlichen Anteil die Fleisch- und Milchbetriebe unterstützt. Ein Großteil der Tiere, von denen Leder kommt, wird in China, Indien, Brasilien oder Bangladesch getötet, wo es keine greifenden Tierschutzgesetze gibt, und dann weltweit verarbeitet. (3) Leder aus industrieller Massenfertigung wird oft mit giftigen Chemikalien gegerbt und behandelt (3,4), deren Abfälle oft in der Natur entsorgt werden und die örtlichen Gewässer belasten. (3)


Vegane Jacke

Pelz: 2015 wurden weltweit rund 80 Millionen Nerze und Füchse getötet, um aus ihrem Fell Mäntel und Accessoires herzustellen. Auch Chinchillas, Marderhunde, Kaninchen, Hunde oder Katzen werden verwendet. 15 % der Pelze stammt von Tieren, die gefangen werden, durch Jagd oder Fallen (5), die den Tieren entsetzliche Schmerzen zufügen. 85 % der Pelze stammen aus der industriellen Pelztierhaltung. (5) In Pelzfarmen leben die Tiere oft in engen Drahtgitterboxen (6) und werden teilweise bis auf das doppelte Gewicht ihrer wildlebenden Artgenossen gezüchtet, um möglichst viel Pelz zu gewinnen. Viele zeigen Verletzungen und Anzeichen körperlicher und seelischer Krankheit, und viele sterben deshalb früh. Auch ihr geplanter Tod ist qualvoll, es wird dabei vor allem darauf geachtet, den Pelz nicht zu beschädigen: Nerze werden vergast und ersticken qualvoll, Füchse und Marderhunde hingegen sterben durch Elektroschocks. Hierfür wird ein Gerät mit 2 Elektroden sowohl in den Mund als auch in den Enddarm der Tiere eingeführt, und dann eingeschaltet. Auch für die Umwelt ist die Herstellung und Nutzung von z.B. 5 Kunstfellen laut einer Studie weniger schädlich als die Herstellung und Nutzung eines Nerzmantels. (5,6) Beispielsweise ist die Treibhausgas-Belastung geringer. (7) Auch der Einsatz von Chemikalien macht die Pelzproduktion ähnlich schädlich für die Umwelt wie die Lederindustrie. (5)



Veganer Pullover

Wolle: Schafwolle in Deutschland wird großteils aus Australien oder Neuseeland importiert. (8) Auch Schafe werden oft zu Tausenden gehalten, sodass auf ihre individuellen Bedürfnissen oder Krankheiten nicht eingegangen werden kann. Zudem leiden sie auch unter der Züchtung, die vor allem das Ziel hatte, Tiere mit viel Wolle hervorzubringen. Lämmer bekommen meist kurz nach der Geburt eine Ohrmarke, die ihnen mit einem Tacker durch die Haut gestochen wird, männliche Lämmer werden ohne Betäubung kastriert. Auch der lange Schwanz der Lämmer wird standardmäßig mit einem heißen Brenneisen abgetrennt oder mit einem engen Gummiband, das die Blutzufuhr unterbricht, absterben gelassen. Diese Dinge sind sehr schmerzhaft, und auch bei der Schur kommt es zu Verletzungen, weil sie oft unter Zeitdruck geschieht. (9) Zudem stoßen Schafe das schädliche Treibhausgas Methan aus, und auch Wolle wird mit vielen chemischen Substanzen behandelt. In einer Untersuchung der Organisation MADE-BY wird sie daher als wenig nachhaltig eingestuft. (8)


Helfen

Um die Tierausbeutung nicht zu unterstützen, können wir beim Kauf unserer Kleider auf die Materialien achten. In meiner Liste mit nachhaltiger und fairer Kleidung sind auch viele vegane Kleider und Schuhe zu finden.

So kann man Kunstpelz von Echtpelz unterscheiden: https://www.youtube.com/watch?v=Go81jCfvAbY Diese Unternehmen verzichten auf Echtpelz: https://furfreeretailer.com/



Die Umwelt

Die Deutschen kaufen durchschnittlich 60 neue Kleider im Jahr. Für jedes davon wurden natürlich Ressourcen verbraucht, und jedes hat einen Herstellungsprozess und oft einen langen Transportweg hinter sich. (10) Die Kleiderindustrie verursacht so 10% der Treibhausgasemissionen. Außerdem werden beispielsweise für ein herkömmliches Baumwoll-T-Shirt 2700 Liter Wasser verbraucht und Pestizide eingesetzt. (11)


Rock aus Lyocell

Helfen

Wenn wir Kleider neu kaufen, kann es für die Umwelt einen Unterschied machen, was für Materialien wir wählen. Synthetische Materialien beispielsweise sparen zwar in der Pflege oft Energie, weil sie z.B. im Vergleich mit Baumwolle oft weniger heiß gewaschen, weniger lange getrocknet und nicht gebügelt werden müssen (12). Allerdings sind sie nicht biologisch abbaubar und bei jedem Waschen lösen sich tausende Plastikfasern und werden ins Wasser gespült. (13) Mit selteneren, kürzeren und kälteren Waschgängen reduzieren wir die Menge dieses ausgespülten Mikroplastiks. Außerdem können wir Kleider aus synthetischen Stoffen in einem Waschbeutel (z.B. von Guppyfriend) in die Waschmaschine stecken, dieser fängt das Plastik auf, sodass es nicht ins Abwasser gelangt und wir es im Müll entsorgen können. (14) Eine vollständige Garantie dafür, dass diese Fasern oder auch die synthetischen Kleidungsstücke selbst, wenn wir sie irgendwann wegwerfen, niemals in der Natur landen, haben damit aber natürlich leider nicht, und um sicherzugehen empfiehlt es sich, beim Neukauf Synthetikstoffe zu meiden und auf umweltfreundliche, natürliche Materialien zurückgreifen und diese auch möglichst umweltschonend zu pflegen. Bio-Baumwolle wird z.B. abwechselnd mit anderen Pflanzen und ohne chemische Pestizide angebaut. Auch z.B. Bio-Leinen, Hanf, Lyocell / Tenchel oder Seacell sind nachhaltige Naturmaterialien. (15) Viele Hersteller*innen aus dieser Liste achten auch auf Nachhaltigkeit der Materialien.

Gebraucht gekauftes Oberteil

Die Ressourcen, die Energie und die langen Wege eines neuen Kleidungsstücks spart man natürlich ganz, wenn man keine neuen Kleider besorgt, sondern zum Beispiel gebrauchte kauft. Dies geht übers Internet, z.B. auf Vinted.de, bei Second-Hand-Märkten, in Second-Hand-Läden, auf Flohmärkten oder in Charity Shops, dazu unten mehr. Schaut doch einfach mal nach, was in eurer Umgebung derzeit angeboten wird! Ebenfalls umweltfreundlich ist es natürlich, Kleider einfach so weiterzugeben, zu leihen oder zu tauschen. Dies geht natürlich privat unter Freund*innen, Familienmitgliedern etc., aber auch auf Tauschbörsen oder sogar auch online z.B. auf Vinted.de.


Tücher zur Abwechslung in den Haaren tragen? Oder als Gürtel?

Eine weitere Möglichkeit, Ressourcen, Herstellung und Trasportwege zu sparen, ist natürlich, dass man haltbare Kleider kauft und sie lange trägt. Dabei spart man zusätzlich noch den Aufwand des immer-wieder-neu-Kaufens und -Aussuchens. Wenn man aber Spaß an Kleidern hat, vermisst man dabei vielleicht die Abwechslung. In diesem Fall kann man sich überlegen, wie man die vorhandenen Sachen vielleicht kreativer kombinieren kann, oder ob man etwas umgestalten möchte. Weiße T-Shirt lassen sich z.B. batiken oder bedrucken.



Die Wäscheleine ist eine umweltfreundliche Alternative zum Trockner

Auch in der Pflege der Kleider kann man etwas für die Umwelt tun. Zum Beispiel macht es schon viel aus, die Waschmaschine erst dann einzuschalten, wenn sie voll ist, Bio-Waschmittel zu verwenden und dieses richtig zu dosieren, und nicht so heiß zu waschen. 20-30°C sind für Buntwäsche häufig schon genug, bei Weißwäsche reichen oft 40°C. Das 40 °C-Programm bringt etwa 35 bis 40 Prozent Energieeinsparung gegenüber dem Waschprogramm mit 60 °C. Letzteres kann man bei hygienisch stark belasteten Teilen benutzen, anstatt sie zu kochen. Außerdem kann man natürlich Energie und Waschmittel sparen, indem man Kleider auch mal lüftet, anstatt sie direkt zu waschen. Und wenn man die Möglichkeit hat, eine Wäscheleine an Stelle eines Trockners zu verwenden, schont das die Umwelt natürlich auch. (16)





Noch mehr helfen

Kleider, die ihr nicht mehr braucht, können andere vielleicht noch sehr gut gebrauchen.

Es besteht auch die Möglichkeit, mit unseren Kleidern ganz direkt anderen in unserer Umgebung zu helfen: wenn wir zum Beispiel gebrauchte Kleidungsstücke in Charity Shops kaufen, geht unser Geld als Spende an ein wohltätiges Projekt und hilft anderen in der Nähe oder in der Ferne. Wenn wir selbst Kleider haben, die wir nicht mehr brauchen, können wir sie zum Beispiel umgekehrt auch in diesen Charity Shops abgeben, oder sie an soziale Einrichtungen spenden, wo die Kleider direkt Bedürftigen zu Gute kommen. Auf https://www.wohindamit.org/ könnt ihr nachsehen, was für Einrichtungen es in eurer Nähe gibt, oder auch noch nicht dort gelistete vorschlagen. Ihr findet dort beispielsweise Sozialkaufhäuser und Kleiderkammern von Organisationen wie Caritas, Oxfam und diversen Asylhilfegruppen sowie viele lokale Initiativen. Manche geben gespendete Kleider direkt an Bedürftige, andere verkaufen sie weiter und nutzen das Geld für ihre Arbeit.

Auch in Tierheimen gibt es Flohmärkte mit Kleidern, deren Erlös dann den Tieren zu Gute kommt.

Kleiderkammern und andere soziale Einrichtungen sammeln beispielsweise Kleidung für Hartz-IV-Empfänger*innen, Obdachlose, Flüchtlinge und andere Bedürftige. Sozialkaufhäuser verkaufen Kleider und andere Gegenstände besonders günstig weiter, Oxfam-Läden verkaufen sie auch, und nutzen den Erlös für ihre entwicklungspolitische Arbeit. Eine Übersicht über die Oxfam-Läden in Deutschland gibt es hier: https://shops.oxfam.de/shops. Auch andere Einrichtungen wie z.B. Tierheime nehmen manchmal Kleider- und weitere Sachspenden an, um sie auf ihren Festen oder Flohmärkten zu verkaufen. Auch dort könnt ihr natürlich nicht nur Gebrauchtes abgeben, sondern auch selbst zugreifen, und mit dem Geld, das ihr bezahlt, eine gute Sache unterstützen! (17)




(3) https://www.peta.de/hintergrundwissen-leder (letzter Zugriff: 13.04.19)

https://www.peta.de/faq-bekleidung (letzter Zugriff: 13.04.19)

http://pelz.peta.de/ (letzter Zugriff: 13.04.19)

(9) https://www.peta.de/hintergrundwissen-wolle (letzter Zugriff: 13.04.19)

(11) https://www.facebook.com/watch/?v=1623530041125806 (letzter Zugriff: 13.04.19)

(17) https://utopia.de/ratgeber/richtig-kleider-spenden/ (letzter Zugriff: 13.04.19)


Fotos:

Wäsche, Kleiderspende, Kätzchen: wix.com

Sonstige: Vegallina




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