(Wie) hilft Veganismus Menschen und Umwelt? Wäre es am besten, wenn (fast) alle vegan leben würden? Ich will's genau verstehen
Inhalt:
1. Wieviele Menschen könnten in einer veganen Welt satt werden?
1.1 Ackerland: Könnten wir das Tierfutter selbst essen?
1.2 Weideland: könnte man hier auch Lebensmittel anbauen?
1.4 Ergebnis: ja, wir könnten alle pflanzlich satt werden!
2. Wäre weltweiter Veganismus am besten?
1.1 Kurz zur Landwitschaft heute
Wieviele Menschen könnten in einer veganen Welt satt werden?
Es gibt doch so viel Weideland, auf dem man gar kein Gemüse anbauen kann. Wenn wir dort keine Rinder mehr halten würden, wie bekämen wir dann genug zu essen für alle?
Solche Fragen möchte ich in diesem Kapitel 1 versuchen zu beantworten. Auf wieviel Weidefläche kann man wirklich nichts anbauen? Könnten wir Futtergetreide auch selbst essen? Wie können wir die vorhandene Fläche effizient zu unserer Ernährung nutzen? Könnten in einer veganen Welt mehr oder weniger Menschen satt werden als in einer nicht-veganen?
Weil Fläche dabei eine große Rolle spielt, gebe ich zunächst einen kurzen Überblick darüber, wie wir die landwirtschaftliche Fläche dieses Planeten momentan gebrauchen:
Wieviel Fläche nutzen wir aktuell für welche Nahrungsmittelproduktion?
Von den 13,4 Mrd. Hektar (ha) Landoberfläche unserer Erde (1) werden derzeit ca. 30 % in irgendeiner Weise für die Tierhaltung genutzt. Der Tierwirtschaftssektor ist damit "bei weitem der eine größte menschlich bedingte Land-Nutzer", schreibt die Food and Agriculture Organization (FAO) in einem Bericht von 2006. (2: S. xxi)
Am meisten Land wird dabei als Weide gebraucht: um die 3,5 Mrd. Hektar, also ca. 26 % der eisfreien Landoberfläche der Erde, so liest man (1, 2: S. xxi, 35, 74), doch unter 1.2 gehe ich darauf ein, warum man sagen könnte, dass diese Zahl zu hoch angesetzt ist.
Weitere Fläche wird zum Anbau von Futterpflanzen wie Soja und Getreide verwendet. Hier habe ich verschiedene Zahlen gefunden: ca. 400 Mio. ha sind es laut Our World In Data und FAO (3), 470 Mio. ha (ohne Ernterückstände) laut FAO 2006 (2: S. 45), 560 Mio ha laut FAOSTAT 2016 (4: S. 5), oder sogar ca. 1,030 Mrd. Hektar laut OECD 2007, nova 200 7 & 2011, Schmidhuber 2007, FAO 2007 & 2011 (Q, S.2). Manche schreiben, der Futteranbau beanspruche ca. 33 bis 40 Prozent des anbaufähigen Landes auf der Welt. (2: S. xxi, 4: S. 5)
So nimmt die Tierwirtschaft insgesamt ca. 70 oder 78 Prozent der Fläche ein, auf der überhaupt Landwirtschaft betrieben wird, laut dem FAO-Bericht von 2006. (2: S. xxi, 74) Einer groß angelegten Oxford-Studie von J. Poore und T. Nemecek (2018) zufolge sind es sogar 83 Prozent. (5)
Wieviele Nährstoffe liefert uns dabei die Tierwirtschaft?
Obwohl die Tierindustrie drei Viertel der landwirtschaftlichen Fläche einnimmt, liefert sie uns nur 18 % unserer Kalorien und 37 % unserer Proteine, laut Poore et al.! (5, 3) Dem FAO -Bericht von 2006 zufolge liegt der Anteil der Proteine etwas höher, bei über 40 % (2: S.34), und nach einem FAOSTAT-Bericht von 2016 nur bei 25 %. (4: S. 1) In einer anderen FAO-Veröffentlichung von 2016 heißt es, von der Tierwirtschaft kämen ca. ein Drittel unserer Proteine und nur 13 % der Kalorien. (6: S. 4)
→ Klingt also, als wäre die Tierwirtschaft eine ziemlich ineffiziente Land-Nutzerin. Aber könnte man denn auf sie verzichten, ohne dass viele Menschen am Ende hungern würden? Eignet sich das Land, das die Tierwirtschaft derzeit benutzt, denn überhaupt für den Gemüseanbau? Und was wäre am Einsparen von Fläche eigentlich so gut? Wäre weltweiter Veganismus für die Umwelt wirklich besser?
Diesen Fragen werde ich im Folgenden nachgehen. In Kapitel 1 versuche ich herauszufinden, ob und wie es überhaupt möglich wäre, alle Menschen der Welt nur von Pflanzen zu ernähren. In Kapitel 2 schaue ich, ob dieses Szenario denn auch umweltfreundlicher oder eher umweltschädlicher wäre.
Quellen:
(1) Umweltbundesamt: Globale Landflächen und Biomasse. Kurzfassung, S. 2:
dieses bezieht sich auf: Raschka et al. 2012, S. 21: https://www.iwbio.de/fileadmin/Publikationen/IWBio-Publikationen/Stoffliche_Nutzung_von_Biomasse_nova.pdf , diese beziehen sich wiederum auf: OECD 2007, nova 200 7 & 2011, Schmidhuber 2007, FAO 2007 & 2011. (letzter Zugriff: 25.02.21).
(2) Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): livestock’s long shadow. Environmental issues and options (2006): http://www.fao.org/3/a0701e/a0701e.pdf (letzter Zugriff: 25.02.21).
(3) Our World in Data: https://ourworldindata.org/agricultural-land-by-global-diets , https://ourworldindata.org/global-land-for-agriculture bzw. https://ourworldindata.org/land-use
(letzter Zugriff: 25.02.21).
(4) Anne Motett - Cees de Haan - Alessandra Falcucci - Guiseppe Tempio - Carolyn Opio - Pierre Gerber: Livestock: on our plates or eating at our table? A new analysis of the feed/food debate (2017), in: Global Food Security 14, S. 1 - 8:
https://macaulaylab.berkeley.edu/wp-content/uploads/2016/01/LivestockFeed2017.pdf (letzter Zugriff: 11.04.21).
(5) Poore, J., - Nemecek, T.: Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers (2018), in: Science, 360(6392), 987-992 (letzter Zugriff: 11.04.21).
(6) Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): The contributions of livestock species and breeds to ecosystem services (2016): http://www.fao.org/3/i6482e/i6482e.pdf (letzter Zugriff: 11.04.21).
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