wäre es für die Welt am besten, wenn alle vegan leben würden?
ich will's genau verstehen - Kapitel 1.3
Inhalt:
1. Könnten in einer veganen Welt alle satt werden?
1.1 Ackerland: Könnten wir das Tierfutter selbst essen?
1.2 Weideland: könnte man hier auch Lebensmittel anbauen?
1.4 Ergebnis: ja, wir könnten alle pflanzlich satt werden!
2. Wäre weltweiter Veganismus am besten?
1.1 Kurz zur Landwitschaft heute
1.3 Fassen wir zusammen: so würden pflanzlich alle satt
Unsere Frage lautete: könnten wir auf einer veganen Welt alle satt werden?
Da wir Menschen ja kein Gras essen, sondern hauptsächlich Pflanzen verdauen können, die auf Ackerland wachsen, lautet die konkretere Frage also: reicht unser Ackerland, um uns alle zu ernähren?
Unter 1.1 haben wir gesehen, dass wir Menschen uns durchaus flächeneffizient pflanzlich vom Acker ernähren können: Wir können von der gleichen Ackerfläche sogar meistens mehr Nährstoffe gewinnen, wenn wir die dort wachsenden Pflanzen direkt selbst zu uns nehmen, als wenn wir damit Tiere füttern und diese essen,
Aber: haben wir auch genug anbaufähiges Land auf der Welt, um alle Menschen damit zu ernähren? Fassen wir die Ergebnisse aus 1.1 und 1.2 zusammen:
Reicht unser Ackerland, um alle Menschen pflanzlich zu ernähren?
Es gibt 260 Mio. ha Ackerland, auf dem wir aktuell pflanzliches Essen für Menschen anbauen.
Es gibt 400 bis 1030 Mio. ha Ackerland, auf dem wir aktuell Futterpflanzen anbauen.
Es gibt um die 1000 Mio. ha Grasland, das wir aktuell beweiden oder nicht nutzen, und das sich aber auch zum Ackerbau eignet.
Insgesamt haben wir also weltweit über 1500 Mio. (oder 1,5 Mrd.) Hektar Land, auf dem sich pflanzliche Lebensmittel für Menschen anbauen ließen. (Bzw.: ja nach Quelle sind es sogar über 2000 Mio. ha.) (1)
Reicht das, um uns alle zu ernähren?
Laut Prof. Pfennig von der Université d Liègre brauchten wir derzeit durchschnittlich 1400 Quadratmeter Land pro Person, wenn jeder der rund acht Milliarden Menschen der Welt sich rein pflanzlich und vollwertig ernähren würde.(2) Für alle zusammen wären das 1120 Millionen Hektar.
Laut der Studie von Cassidy und anderen könnten wir pro Hektar derzeit 10,1 Menschen ernähren, würden alle rein pflanzlich essen und täglich die empfohlenen 2700 kcal aufnehmen. (3: S. 4 f.) Das wären 0,099 Hektar für einen Mensch, und 792 Millionen Hektar Anbauland für acht Milliarden Menschen, allein für die Ernährung,
Ca. 792 bis 1120 Mio. Hektar anbaufähiges Land würden wir also heute benötigen, um alle Menschen mit Pflanzen satt zu bekommen. Und, wie sich gezeigt hat: so viel haben wir locker!
Weitere ca. 400 bis über 1000 Mio. ha haben wird außerdem! Auf Teilen davon könnten wir weiterhin Pflanzen für Bioenergie und zur stofflichen Nutzung anbauen: Bisher gebrauchten wir dazu ca. 127 (4, Supplementary: S. 35) bis 155 Mio. ha Land (5). Die restliche anbaufähige Fläche könnten wir bei wachsender Bevölkerungszahl darüber hinaus noch zum Nahrungsanbau nutzen.
Wenn wir alle vegan wären, könnten wir also problemlos alle Menschen der Welt mit genügend Nahrung versorgen!
Und: wir würden für unsere Lebensmittelproduktion nur noch ein Viertel der Fläche brauchen!
Vegan spart enorm viel Platz
Nach Cassidy et al. und Prof. Pfennig brauchten wir auf einer veganen Welt nur noch bis zu 1,12 Milliarden Hektar Land, um unsere Nahrung zu gewinnen. Aktuell nutzen wir dazu hingegen ca. 4,845 Milliarden ha, laut OECD 2007, nova 200 7 & 2011, Schmidhuber 2007, FAO 2007 & 2011! (5) – Vegan würden wir also mindestens 76,88 % der Fläche sparen!
Dieses Ergebnis deckt sich sehr gut mit dem, was auch Poore und Nemeck 2018 in ihrer groß angelegten Studie ermittelt haben: Sie nahmen an, dass wir derzeit 4,737 Mrd. ha Fläche zur Lebensmittelproduktion nutzen, und stellen heraus, dass wir davon ca. 74,245 % sparen würden, wenn wir keine Tierwirtschaft hätten und alle sich vollwertig pflanzlich ernähren würden! (6)
Nun benutzen wir ja nicht nur für unsere Ernährung Ackerland, sondern auch für andere Zwecke. Wenn man den Pflanzenanbau für Kraftstoffe und Materialien mit einbezieht, ergibt sich Folgendes: Wir brauchten auf einer veganen Welt derzeit für unsere gesamte Landwirtschaft anstatt rund 5 Milliarden nur noch bis zu ca. 1,3 Milliarden Hektar Fläche, und alle könnten satt werden!
Warum diese Flächenersparnis ein Riesengewinn für die Umwelt und wilde Arten wäre, betrachte ich in den nächsten Kapiteln.
Eine Lösung gegen den Welthunger?
Hier ist es interessant zu beachten, dass wir heute mit der aktuellen Landwirtschaft noch nicht einmal alle Menschen ausreichend ernähren, sondern ca. eine Milliarde Menschen an Hunger leiden.(7)
Wäre weltweiter Veganismus also vielleicht nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine einmalige Chance, um überhaupt erstmals alle zu sättigen?
Betrachten wir die Zahlen nochmal: Laut Poore und Nemeck aus Oxford produzierten wir in den Jahren 2009-2011 durch unsere Landwirtschaft mit Tieren (alle Stall-, Weide- und Wassertiere eingeschlossen) so viele Kalorien, dass durchschnittlich jeder Mensch am Tag 2494 kcal zur Verfügung hatte. (6: Supplementary, S. 39 f.) Das ist weniger als die empfohlene Menge von 2700 kcal! (3: S. 4)
(In diese Rechnung mit einbezogen wurden Verluste in Transport und Lagerung, noch nicht aber Verluste bei den Konsument*innen.)
Wenn man von einer Weltbevölkerung von ca. 6,9 Milliarden Menschen zu dieser Zeit ausgeht (8), bedeutet das, dass wir insgesamt ca. 6.285.441.150.000.000 kcal in Form von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zum Essen verfügbar gemacht haben. Das hätte lediglich gereicht, um ca. 6,376 Milliarden Menschen die empfohlenen 2700 kcal pro Tag zukommen zu lassen, obwohl es schon 6,9 Milliarden Menschen gab.
(Dieses Ergebnis deckt sich ungefähr mit dem Ergebnis von Cassidy et al. – auch in der korrigierten (?) Version)
Bei unserer derzeitigen Landwirtschaft mit Tieren produzieren wir also anscheinend wirklich nicht genügend Kalorien, um alle Menschen mit der empfohlenen Tagesmenge zu versorgen!
Wenn wir so weiterwirtschaften und -essen wie bisher, können wir – allein wegen der Menge von verfügbar gemachten Kalorien – nicht gewährleisten, dass jeder Mensch auf seine empfohlene Kalorien-Tagesmenge kommt. Selbst, wenn wir das Essen gerecht unter allen Menschen verteilen würden.
Würden allerdings alle sich pflanzlich ernähren, könnten wir nicht mehr nur ca. 6,4, sondern über 8,7 Milliarden Menschen mit dieser empfohlenen Kalorienmenge versorgen, laut der Studie von Cassidy et al. 2013!
Und zwar allein von der heute schon genutzten Ackerfläche! (9, dieses Ergebnis bleibt unberührt von der Kommentar)
Dies liegt daran, dass es einfach sehr ineffizient ist, Tiere mit angebauten Pflanzen zu füttern, wie wir unter 1.2 gesehen haben. Nach Cassidy et al. enthalten die Pflanzen, die derzeit auf unseren Äckern wachsen und die wir in irgendeiner Weise zur Lebensmittelproduktion nutzen, zusammen ca. 8.608.600.000.000.000 kcal. Das würde reichen, um über 8,7 Mrd. Menschen zu ernähren. Wenn wir aber, wie bisher, einen Teil dieser Pflanzen erst an "Nutztiere" verfüttern, geht auch ein Teil der Kalorien z. B. durch die Bewegung und Körperwärme dieser "Nutztiere" verloren und ist für uns später im Fleisch nicht mehr verfügbar. Deshalb stellen wir mit unserer aktuellen Landwirtschaft nur um die 6.285.441.150.000.000 kcal für Menschen zum Essen zur Verfügung! (9)
In einer veganen Welt wären also erstmals bei weitem genug Kalorien für alle da, und eine zusätzliche Weidewirtschaft oder Aquakultur würden wir gar nicht mehr brauchen!
Die effizienteste Nutzung von Ackerland
Cassidy et al. untersuchen auch andere Szenarien einer veränderten, aber nicht veganen Nutzung von Ackerland. Diese hätten ebenfalls den Effekt, dass wir insgesamt mehr Menschen vom Acker ernähren könnten als aktuell. Allerdings würden mit keiner der beschriebenen Ackernutzungsmöglichkeiten so viele Menschen satt wie mit der einen, effizientesten Maßnahme: alles, was auf dem Acker wächst, selber essen, und nichts mehr an "Nutztiere" verfüttern. (3: S. 6)
Ihre Studie wurde 2013 veröffentlicht. Laut a well fed world haben wir mittlerweile "auf dem Papier genug globale Kalorien, um 10+ Milliarden Menschen zu ernähren (mit einer Population um die 8 Milliarden im Jahr 2021). Dies erweist sich allerdings nicht als stichhaltig, wenn mehr als ein Drittel der essbaren Ernteerträge der Welt an Nutztiere verfüttert werden. Also, ein Faktor, warum wir gleichzeitig einen Überfluss an gewachsenen Kalorien und eine Knappheit im Kaloriengebrauch haben können." (10)
Vegane Ackernutzung: nicht der einzige Bestandteil der Lösung, aber ein wichtiger
Natürlich ist Welthunger ein komplexes Phänomen. Eine zentrale Rolle spielt nicht nur, dass wir genügend Nahrung produzieren, sondern auch, wie wir sie verteilen.
Die Zahlen der hier zitierten Studien stammen aus den Jahren um 2011-2013. In diesem Zeitraum galten ca. 842 Millionen Menschen weltweit als unterernährt (11, S. 8) – was laut FAO bedeutet, dass sie täglich weniger als ca. 1800 kcal zu sich genommen haben. (11, S. 27. 12) Das hätte sogar in einer nicht-veganen Welt schon vermieden werden können. Hätten wir unsere Nahrung gerechter verteilt, hätten wir durchaus alle Menschen über dieses Kalorien-Minimum heben können, wie wir bei Poore et al. gesehen haben. Denn: wir haben zwar nicht genug Kalorien verfügbar gemacht, um alle mit der empfohlenen Tagesmenge von 2700 kcal zu versorgen, aber die Kalorien hätten immerhin ausgereicht, um jedem Mensch pro Tag mehr als 1800 kcal zukommen zu lassen. Dass wir das nicht getan haben, lag an unserer ungerechten Nahrungsverteilung und vielleicht auch an unserer Lebensmittelverschwendung.
Umgekehrt würde weltweiter Veganismus natürlich auch nicht automatisch den Welthunger stoppen. Denn auch, wenn wir mehr Kalorien zur Verfügung hätten, müssten diese erstmal gerecht verteilt werden.
Aber: mit weltweitem Veganismus wäre zumindest eine Basis geschaffen, um alle mit genügend Kalorien zu versorgen: es wären nämlich einfach viel mehr Kalorien für uns Menschen da. Und es wäre erstmals überhaupt genug da, um alle Menschen nicht nur vor der Unterernährung zu schützen, sondern sie auch alle auf die empfohlene und gesunde Kalorien-Tagesmenge zu bringen!
Veganismus stellt auch mehr Proteine zur Verfügung
Es ist natürlich außerdem wichtig, beim Thema Welthunger und Ernährungssicherheit nicht nur an Kalorien zu denken: ein Mensch kann mangelernährt sein, obwohl er genügend Kalorien aufnimmt, weil ihm wichtige Nährstoffe fehlen. (12)
Nach Cassidy et al. könnten wir nicht nur die Menge der für uns verfügbaren Kalorien erhöhen, wenn wir keine Ackerpflanzen mehr an Tiere verfüttern würden, sondern auch die Menge der Proteine: Meiner Rechnung nach würden wir 75 bis 82 % mehr Proteine vom Acker zum Essen verfügbar machen als heute!
Derzeit gewinnen wir Proteine natürlich nicht nur durch Pflanzen vom Acker oder "Nutztiere", die diese essen, sondern auch durch Weidewirtschaft, Aquakultur und Fischfang. Wenn ich nichts übersehe, würden wir trotzdem in einer ganz veganen Welt, allein von unserer heute schon genutzten Ackerfläche, ca. 1,35- bis 1,74-mal so viele Proteine zum Essen zur Verfügung stellen wie jetzt! Wir könnten also mindestens ein Drittel mehr Menschen mit Proteinen versorgen, obwohl wir keine Weidewirtschaft, keine Aquakultur und keinen Fischfang mehr hätten! (13)
Aber wäre es nicht am besten, anstatt vegan zu werden weiterhin "Nutztiere" zu halten, und diese nur noch mit Ernterückständen und nicht-essbaren Pflanzenteilen zu füttern?
Im biozyklisch-veganen Landbau können Ernterückstände als wertvolles Düngemittel dienen. Sie würden unserer Ernährungssicherung also auch in einer veganen Welt durchaus noch zugute kommen, auch ohne, dass wir sie verfüttern. (14)
Trotzdem können wir uns natürlich fragen, wie viele Proteine wir mehr zur Verfügung hätten, wenn wir weiterhin Tiere halten und sie mit Ernterückständen etc. füttern würden. Weil es generell sehr ineffizient ist, Tiere mit Pflanzen zu füttern, würden diese Tiere, soweit ich sehe, einen eher kleinen Beitrag zu unserer Nahrungssicherheit leisten. Unter 1.2 haben wir gesehen, dass ein Tier ungefähr 5, 6 oder 8 kg Proteine vom Acker frisst, für nur 1 kg Protein im Fleisch. Derart ineffizient würde es auch die für uns nicht-essbaren Pflanzenteile umwandeln. Natürlich können wir nun noch annehmen, dass wir die Ernterückstände nur an besonders "effiziente Tiere" verfüttern würden. Meiner ganz groben, approximativen Rechnung nach hätten wir selbst dann nur ca. 11 % mehr Proteine zur Verfügung, als wenn wir rein pflanzlich essen und keine Ernterückstände verfüttern würden. In die Rechnung noch nicht eingegangen ist der eventuelle Verlust an pflanzlichem Protein, wenn die Ernterückstände als Dünger verloren gehen. (15)
Dazu kämen natürlich die weiteren Fragen, ob eine Tierwirtschaft vielleicht für die Umwelt, oder natürlich auch für die gehaltenen Tier selbst Nachteile mitbringt und auf sie verzichtet werden sollte, wenn sie zur Nahrungssicherung nicht notwendig ist. Doch darauf werde ich in den nächsten Kapiteln eingehen.
Mehr als andere Maßnahmen würde also vor allem die Idee, Pflanzen nicht mehr zu verfüttern sondern direkt selbst zu essen, dazu beitragen, dass alle Menschen dieser Welt satt werden können.
Vegan für Menschenrechte
Eine vegane Welternährung scheint also ein sehr hilfreiches Mittel gegen den Welthunger zu sein. Schon heute, aber auch bei weiter steigender Bevölkerungszahl.
Für Professor Pfennig liegt deshalb der Ausgangspunkt für eine vegane Lebensweise in den UN-Menschenrechten, insbesondere dem Recht auf ausreichende Ernährung:
→ Eine weltweite Landwirtschaft ohne Tiere wäre also gut möglich. Und weniger Äcker für Tierfutteranbau und stattdessen zur direkten Nahrungsmittelproduktion zu benutzen, wäre sogar sehr sinnvoll, um uns alle mit genug Nahrung zu versorgen und dem schon jetzt drastischen Welthunger entgegenzuwirken.
Aber: Es gibt ja noch über eine Milliarde Hektar Land, die sich zum Anbau nicht eignet, wohl aber zur Beweidung. Sollten wir auf diese Fläche nicht weiterhin Rinder stellen? Oder: Sollten wir nicht allgemein weniger Ackerbau und mehr Weidewirtschaft betreiben, solange das gegeben unserer Nahrungsbedürfnisse? gehr? Denn Weideland kann doch mehr CO2 binden als Äcker. (sp)
Prof. Pfennig gibt im Video schon wichtige Antworten darauf. Weiteres dazu kommt im nächsten Kapitel: wäre weltweiter Veganismus (nicht nur möglich sondern auch) wirklich am besten?
Quellen:
(1) s. 1.1 und 1.2
(2) Vegans For Future: Prof. Andreas Pfennig / S4F zur Agrar- und Ernährungswende (04.10.2020): https://www.youtube.com/watch?v=XX8ToSftfvY.
(3) Emily S. Cassidy - Paul C. West - James S. Gerber - Jonathan A Foley: Redefining Agricultural Yields: from Tonnes to People Nourished per Hectare (August 2013), in: Environmental Research Letters 8(3):034015:
(4) Joseph Poore - T. Nemeck: Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers (Juni 2018), in: Science Vol. 360, Issue 6392, S. 987-992: https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987.
(5) Umweltbundesamt: Globale Landflächen und Biomasse. Kurzfassung, S. 2: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/globale_landflaechen_und_biomasse_kurz_deutsch_bf.pdf,
dieses bezieht sich auf: Raschka et al. 2012, S. 21: https://www.iwbio.de/fileadmin/Publikationen/IWBio-Publikationen/Stoffliche_Nutzung_von_Biomasse_nova.pdf , diese beziehen sich wiederum auf: OECD 2007, nova 200 7 & 2011, Schmidhuber 2007, FAO 2007 & 2011.
(6) Joseph Poore - T. Nemeck: Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers (Juni 2018), in: Science Vol. 360, Issue 6392, S. 987-992: https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987, S. 5. In ihrer Original-Studie sprechen Poore et al. sogar von einer Flächenersparnis von ca. 76%, wenn die ganze Welt rein pflanzlich essen würde. Allerdings gehen sie dabei davon aus, dass wir im veganen Szenario ungefähr die gleiche Anzahl von Kalorien zur Verfügung stellen wie bisher: und zwar rund 2500 kcal pro Tag pro Mensch. Nach Cassidy et al. liegt die empfohlene Kalorien-Tagesmenge für einen Mensch allerdings bei 2700 kcal. Deswegen habe ich die 2700 kcal durch die 2516 kcal aus der Poore-Studie dividiert, und das Ergebnis (1,07313) mit den 24 Prozent immer noch für den Nahrungsgewinn benötigter Fläche multipliziert. Es ergibt sich, dass wir ca. 25,755 Prozent von der bisher genutzten Fläche weiterhin brauchen, also ca. 74,245 Prozent sparen, wenn wir alle Menschen mit 2700 kcal pro Tag ernähren wollen.
(7) World Food Programme (WFP): https://webarchive.loc.gov/all/20090902122652/, http://www.wfp.org/hunger/stats, https://webarchive.loc.gov/all/20090902122723/, http://www.wfp.org/hunger/faqs.
Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): https://web.archive.org/web/20091220202823/, http://www.fao.org:80/hunger/en/, https://web.archive.org/web/20091219014540/, http://www.fao.org/hunger/faqs-on-hunger/en/ (letzter Zugriff: 27.03.2021).
(8) countrymeters: https://countrymeters.info/de/World (letzter Zugriff: 08.04.2021).
(9) Laut Cassidy et al. (s. Quelle 3) produzieren wir heute auf dem Acker jährlich 9.460.000.000.000.000 kcal aus Pflanzen. 9 % dieser pflanzlichen Kalorien werden derzeit für Biokraftstoffe und andere Nicht-Nahrungs-Zewcke genutzt.(S. 4) Wenn wir diese abziehen, bleiben 9.460.000.000.000.000 kcal * 0,91 = 8.608.600.000.000.000 kcal. Bei unserer heutigen Landwirtschaft essen wir diese teilweise selbst und verfüttern sie teilweise an "Nutztiere". Wenn wir sie alle selbst essen würde, dann könnten wir damit 8.608.600.000.000.000 kcal / (365,25 * 2700 kcal) = 8.729.282.328 Menschen pro Jahr ernähren.
Ungefähr 8.729.282.328 Menschen pro Jahr könnten wir also allein vom Acker ernähren, wenn wir weiterhin Biokraftstoffe etc. herstellen, aber uns alle vegan ernähren würden.
(10) a well fed world: https://awellfedworld.org/scarcity-vs-distribution/ (letzter Zugriff: 25.03.2021).
(11) Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): http://www.fao.org/3/i3434e/i3434e.pdf (letzter Zugriff: 26.03.2021).
(12) Globel Hunger Index: https://www.ifpri.org/sites/default/files/ghi/2014/feature_1812.html (letzter Zugriff: 26.03.2021).
(13) In der Studie von Cassidy et al. sind die Zahlen sogar noch etwas optimistischer. Doch mir ist etwas aufgefallen, was ihr Ergebnis verzerrt haben könnte. Daher habe ich zu der Studie einen ausführlichen Kommentar geschrieben und nachgerechnet, hier ist er.
(14) Biozyklisch-Veganer Anbau e.V.: https://www.biozyklisch-vegan.de/,
https://www.biozyklisch-vegan.de/wp-content/uploads/2018/11/FAQ_20180423.pdf. (Letzter Zugriff: 12.04.2021)
(15) Wieviel brächte es unserer Nahrungssicherheit, wenn wir alle essbaren Pflanzenteile vom Acker selbst essen, aber die nicht-essbaren Teile an "Nutztiere" verfüttern würden? Ich mache eine wirklich sehr ungenaue Rechnung. Die Ungenauigkeit kommt daher, dass ich nicht sicher bin, zu welchem Anteil die Tiere, deren Umwandlungs-Effizienz-Werte ich nutze, wirklich vom Acker gefüttert werden, insbesondere bei den Rindern.
Unter 1.2 zeige ich zwei Tabellen:
In der einen sieht man ungefähr, wieviele kg Protein ein großteils vom Acker gefüttertes Tier insgesamt, je kg Protein im späteren Fleisch: ca. 5 bis 16 kg. Die 16 kg sind dabei ein Wert für bestimmte Rider oder Büffel, von denen insgesamt nur ein kleiner Teil unserer Proteinzufur stammt (s. Motett 2017, S. 3). Laut Wilkinson sind es bei sogenannten "Getreiderindern" ca. 8,3 kg (s. Wilkinson 2011, S. 1020).
In der anderen Tabelle sieht man, wieviele für Menschen essbare kg Protein ein Tier vom Acker zu sich nimmt, je kg Protein im Fleisch: ca. 4,1 bis 4,8 kg.
Ein Schwein frisst beispielsweise für ein kg Protein im Fleisch ca. 6 kg pflanzliche Proteine vom Acker. 4,4 bis 4,6 kg davon, also ungefähr 75 % dieser pflanzlichen Proteine, wären für Menschen auch essbar. Bei den anderen Tieren bewegt sich das Verhältnis auch ungefähr um diesen Wert (22 - 70 % bei Rindern, 23 - 27 % bei Schweinen, 4 - 18 % bei Hühnern). Gehen wir deshalb mal davon aus, – und das ist wirklich nur eine sehr grobe Annahme, doch genauere Zahlen habe ich nicht – dass alle Tiere, wenn sie Ackerfutter fressen, im Durchschnitt zu 75 % Proteine aufnehmen, die wir Menschen auch hätten essen können, und nur 25 % ihrer Ackerproteine aus Futter kommen, das wir nicht verdauen könnten.
Jetzt nehmen wir an, wir hätten einen Acker, auf dem 100 kg pflanzliche Proteine entstehen, die für Tiere essbar sind. 75 kg davon sind für Menschen auch essbar, 25 kg nicht.
Bislang haben wir all diese Proteine an Tiere verfüttert, und davon im essbaren Fleisch übrig geblieben sind ca. 21 bis 24 % der für Menschen essbaren Proteine (oder ca. 17 % der Gesamtproteine,im Futter, wenn wir davon ausgehen, dass ein Tier insgesamt ca. 6 kg Proteine pro kg Fleisch isst), Das wären (21 bis 24 % von 75 kg =) 15,6 bis 18 kg Proteine, oder (17 % von 100 kg =)17 kg Proteine. (S. Kapitel 2.1) Das heißt, wenn wir so essen wie bisher, gewinnen wir von diesem Acker ca. 17 kg essbare Proteine (und diese nehmen wir über Tierprodukte zu uns).
Nun benutzen wir die Ackerpflanzen anders: alle für uns genießbaren Pflanzenteile essen wir selbst, "Nutztiere" halten wir nicht mehr. So haben wir nicht mehr 17 kg, sondern 75 kg Proteine zum Essen zu Verfügung.
Als dritte Möglichkeit machen wir es genauso und essen alle essbaren Pflanzenteile selbst, aber verfüttern die übrigen 25 kg nicht-essbare Pflanzenteile an Tiere. Diese setzen sie in tierisches Protein um. Wie wir gesehen haben, essen die Tiere pro kg Protein im Fleisch ca. 5, 6 oder 8 kg pflanzliches Protein. Nach Motett essen die "effizientesten" Tiere 2,9 kg Protein pro kg Protein im Fleisch. Nehmen wir an, wir verfüttern alle Ernterückstände an die effizientesten Tiere. Aus den 25 kg Proteinen aus Ernterückständen bleiben also für unseren Verzehr noch 25 / 2,9 = ca. 8,6 kg Protein übrig. Zu den 75 kg Proteine, die wir pflanzlich zu uns nehmen, kommen also 8,6 kg Proteine hinzu. Von unserem Acker gewönnen wir also 83,6 anstatt 75 kg Proteine. Wir bekämen 11 % mehr Proteine vom Acker als bei einer ganz veganen Ackernutzung.
Mit veganer Ackernutzung stellen wir vom Acker ca. 4,4-mal so viele Proteine zur Verfügung wie jetzt. Wenn wir alle essbaren Pflanzen selbst essen, und den Rest an "Nutztiere" verfüttern, sind es ca. 4,9-mal so viele.
(Alle genannten Quellen sind unter 1.2 zu finden.)
Fotos:
Wix.com